Parapsychologie und Paranormales
Paranormale Phänomene, die auch heute noch unter dem anderen Begriff parapsychologische Phänomene beschrieben werden, sind heute ein fester Bestandteil des allgemeinen Weltbildes – und dies nicht nur durch reißerisch aufgemachte Produktionen der Film- und Videoindustrie.
Mittlerweile haben statistische und phänomenologische Untersuchungen an verschiedenen Universitäten auf der ganzen Welt stattgefunden. Ihre Ergebnisse sind ebenso faszinierend wie desillusionierend; denn dass paranormale Phänomene auftreten, wird nicht mehr abgestritten. Jedoch das Maß, in dem diese Ereignisse stattfinden, ist verschwindend gering, ebenso wie die offensichtliche Trainierbarkeit bestimmter Fähigkeiten.
Das Fazit aller Recherchen erscheint recht eindeutig: Entweder ein Mensch hat bestimmte paranormale Fähigkeiten oder eben nicht, sie zu erlernen ist nur in Einzelfällen eindeutig nachzuweisen. Auch die Stärke des Phänomens erscheint ebenso begrenzt wie launenhaft, und scheint von verschiedensten Faktoren abhängig zu sein – vor allem aber der psychischen Gestimmtheit – was den untersuchten Menschen aber auch die untersuchenden Personen betrifft.
Präkognition (Vorauswissen) und Hellsehen (Vorausschau)
Die akademische Unterscheidung teilt zwischen dem Hellsehen, der Vorausschau von Ereignissen und der Präkognition, dem Vorauswissen in bestimmten Situationen. Es handelt sich dabei um die Erfahrbarkeit von Informationen über Geschehnisse oder Sachverhalte, die zeitlich noch in der Zukunft liegen. Es liegen Studien vor, die belegen, dass sowohl die präkognitiv/hellseherisch erlangten Kurzzeit- als auch Langzeitinformationen in einem relativ engen Rahmen mit tatsächlichen, zeitlich später stattfindenden Ereignissen übereinstimmten.
Leider funktioniert das System so gut wie gar nicht bei Lotterien oder Lottozahlen, aber es werden Katastrophen und Unfälle oder das Sterbedatum eines Menschen oft richtig vorausgesehen. Es scheint eine Tendenz zu geben, dass emotional negativ besetzte Gefühle wie Angst, Trauer und Schmerz beim Hellsehen und der Präkognition besser zum Tragen kommen und Gegenstand eines Erfahrungsphänomens sind.
Empathie („Gefühlslesen“) und Telepathie („Gedankenlesen“)
Auch diese paranormalen Fähigkeiten, die psychische Gestimmtheit eines anderen Menschen oder gedankliche Informationsinhalte einer anderen Person – trotz räumlicher Trennung und ohne Sichtkontakt – zu erfassen, hat eine eindeutige Bestätigung erfahren. Hier scheint jedoch eine funktionale Tendenz zu bestehen, die nicht paradoxer erscheinen kann: Entweder kennen sich die Personen sehr gut und haben eine enge emotionale Verbindung oder die Menschen haben sich zuvor noch nie gesehen – gerade in Bezug auf ein Experiment in dieser Richtung. Auch was die Informationsinhalte angeht gibt es besondere Tendenzen, denn oft wird nicht der tatsächliche gedankliche Informationsinhalt erfahren, sondern Assoziationen dieses Gedankens. Beispielsweise ist die zu erfahrende Information das Bild einer brennenden Kerze, so assoziiert bei stattfindender Telepathie der (christliche) Perzipient oftmals einen Weihnachtsbaum bzw. alles, was mit Weihnachten zu tun hat oder einfach nur Feuer in irgend einer Form.
Psychokinese (Psychische Beeinflussung von Gegenständen)
Diese, in früheren Zeiten auch als Telekinese bezeichnete Fähigkeit, ist wohl in der Szene der etablierten Naturwissenschaften die umstrittenste. Nichtsdestotrotz wurde das Vorhandensein dieses Phänomens durch harte statistische Fakten belegt – allerdings ging es bei den dafür durchgeführten Versuchen nur um die Beeinflussung der statistischen Zufallswahrscheinlichkeit von bestimmten Experimentalsystemen.
Die in den 70´ger Jahren auftretenden „Löffelbieger“ á la Uri Geller sind mittlerweile zum großen Teil als Trickster entlarvt worden, jedoch: Die in England und der Schweiz durchgeführten Untersuchungen zur Makro-Psychokinese haben eindrucksvoll gezeigt, dass es tatsächlich vereinzelt Menschen gibt, die Materie berührungsfrei mittels ihrer Psyche auf unterschiedliche Art beeinflussen können. Als Tendenz zeigte sich bei diesen Experimenten, dass es scheinbar eine Abstufung der beeinflussenden Fähigkeit gibt. Metallische Gegenstände und Materialien mit bestimmter, kristalliner Struktur (z.B. Piezokristalle) lassen sich danach offenbar relativ leicht beeinflussen, Kunststoffe weit weniger und Flüssigkeiten, Gase sowie Glas in keinem Fall. Auch hier spielt die psychische Gestimmtheit für das Auftreten eine große Rolle und hier gibt es eine Tendenz, die darauf hindeutet, dass nicht die Vorstellung des Vorgangs der Beeinflussung auslösendes Moment ist sondern vielmehr die Vorstellung der bereits stattgefundenen Beeinflussung.
Erklärungsnotstand und Erklärungsmodelle
Das Problem bei aller Statistik und der positiven Beurteilung all dieser Phänomene, egal ob Telepathie oder Psychokinese, ist die wissenschaftliche Erklärung des Weges, auf welchem die beobachtbaren Ereignisse ausgelöst werden. Hier helfen weder esoterische Pseudo-Ansätze wie „feinstoffliche“ und „grobstoffliche“ Schwingungen oder ähnlicher Unfug, noch haltlose Vermutungen über eine unbekannte „PSI-Energie“. In letzter Konsequenz handelt es sich bei allen Phänomenen um die Übertragung von Informationen und die Beeinflussung von (Zustands)-Wahrscheinlichkeiten und genau dort sollten auch die Ansätze für Erklärungen gesucht werden.
Ende Teil IX